Centre Culture Régional
Dudelange opderschmelz

1a rue du centenaire
L-3475 Dudelange

06.10.2017

20h00
opderschmelz - Grand Auditoire

Ouverture des portes à 19h30

Kulturpass

Entrée libre / Freier Eintritt / Free Entry

Kulturpass

KULTURPASS: Entrée gratuite / Freier eintritt / Free Entry

Prévente / Vorverkauf

20 € (+ FRAIS/VVK-GEBUHREN)

Caisse du soir /
Abendkasse

25 €

KULTURPASS: Entrée gratuite / Freier eintritt / Free Entry

Ich habe keine Angst mich gehen zu lassen und auf den Reimen zu taumeln“, singt Pippo Pollina in seinem neuen Canzone „Io non ho paura“. Es gibt wohl ganz wenige unter den vielen mediterranen Liederschmieden, für die jeder Vers tatsächlich ein Tanz ist. Ein Tanz, der eine Flut von berührenden Bildern auslöst, fantasievoll Sehnsucht und Erfüllung, Kummer und Glück zeichnet. Mit seinem neuen Werk „Il sole che verrà“ ist dem Sizilianer ein wunderbarer neuer, taumelnder Songzyklus gelungen. Sein Thema ist die Hoffnung in Zeiten der Gewaltspirale – eine Hoffnung, die von der Kunst ausgehen muss.

„Wo die Politik und die Religion es nicht mehr schaffen, Elemente bereitzustellen für eine Plattform der Ideen und genügender Werte, sind wohl wir Künstler gefragt, mögliche Wege aufzuzeigen“, schreibt Pippo Pollina im Geleitwort zu seinem neuen Werk. Für den Sizilianer mit Wahlheimat Zürich geht dieser Weg nur über die Poesie und die Musik. Mit ihr schenkt er seinen Zuhörern einen Hafen, in dem noch Brüderlichkeit und ein großes Spektrum an Gefühlen vor Anker gehen können. Diesen Hafen bietet der Cantautore, der seine Heimat einst verließ, weil die Mafia seine Träume zum Schweigen brachte, seit über einem Vierteljahrhundert. Dafür wird er nicht nur von seinem Publikum, sondern auch von den Kritikern geschätzt, ist Preisträger der „Freiburger Leiter“ und des "Schweizer KleinKunstPreises" – und natürlich verehren ihn auch seine dichtenden Kollegen, unter ihnen Konstantin Wecker, Georges Moustaki und Linard Bardill.

Nach einer Theateroper und der Arbeit mit einem Jugendorchester veröffentlichte der Dichter mit der mediterranen Strahlkraft 2014 sein erstes Studioalbum seit acht Jahren: „L'appartenenza“ war sein Versuch, dem Thema „Zugehörigkeit“ in Liedern gerecht zu werden. Der Zugehörigkeit verwandt ist die Hoffnung, denn auch sie gibt Halt in turbulenten Zeiten: „Die Hoffnung als Thema hat nie aufgehört mich zu beschäftigen, meine Liedersammlung zu bewohnen“, sagt Pollina, der in ihr sogar ein programmatisches Leitmotiv sieht. Umgesetzt hat er das Leitmotiv mit einem Ensemble aus nahezu zwei Dutzend Musikern von Jazzern bis zu Koryphäen der Klassik, unter ihnen alte und neue Weggefährten wie Multiinstrumentalist Martin Kälberer und Bassist Sven Faller.  

Der stilistische Reigen für die dreizehn verschiedenen Schattierungen von Hoffnung ist gewaltig:

Zum Intro „Potrò mai dirti“ tritt Pippo Pollina zunächst zurück und lässt den lyrischen Sopran der Belgierin Odilia Vandercruysse brillieren – bevor ein Männerchor und schließlich Pippos eigene raugeschmirgelte und doch so empfindsame Stimme einen grandiosen Kontrast bildet in dieser klassischen Ballade über das Mysterium des Lebens, vor dem man keine Angst haben soll. „A mani basse“ erzählt zu einer sehnsüchtigen Harmonikamelodie von der Traurigkeit des Boxers, dessen Kampf zur Metapher für die Schwere des Lebens wird – wäre da nicht Licht am Ende dieses Tunnels. Mit diesem Song – zugleich die erste Singleauskopplung – zieht der Lieddichter in berührender Art und Weise seinen Hut vor dem kürzlich verstorbenen großen Muhammad Ali.

Wie stets ist Pippo Pollina der Beobachter aus ein wenig Distanz, der mit Detailliebe und ruhigem Wanderschritt den Blick richtet auf die schnelle, überdrehte Welt, wie etwa im folkigen Flötenwalzer „Andarsene d'estate“. Im federnden Titelstück begibt er sich auf eine Reise mit dem Wind zur Sonne, fast wie ein Ikarus, jedoch verbrennt er sich nicht die Flügel, sondern empfängt von ihrem Licht neue Inspiration für seine Dichtungen. Musikalisch wird das mit rustikalem Männerchor, lyrischem Saxophon und einem swingenden Bläsersatz gestaltet.

Einer der vielen Höhepunkte ist das eindrückliche „100 Chimere“, das zunächst als schwebendes Luftgebilde mit klagender Duduk beginnt, als wehmütige Erinnerung, bis schließlich als kraftvoller Tanz der Lebensfreude gehuldigt wird. Und im „Divertimento latino“ drückt er zum argentinischen Chacarera-Rhythmus seine Liebe zu allen Hoffnung gebenden Dichtern und Musikern Lateinamerikas aus, kongenial unterstützt durch die Stimme von Marili Machado. Das andere bewegende Duett dieses Albums singt Pippo Pollina mit der Norwegerin Rebekka Bakken: ein zärtlicher, anglo-italienischer Hymnus auf den Ozean, über den die Liebe trägt.

Zum Ende zeigt Pippo Pollina in „Ancora una“ nochmals all seine feinen poetischen Regungen, wenn er sich in einem Loblied auf die unbändige Lebenslust, für die ein Menschenalter nicht reicht, von einer empfindsamen Pianoballade zu einem handfesten Rockgestus steigert. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ - jeder kennt das Sprichwort. Für Pippo Pollina ist sie jedoch mehr als der letzte Strohhalm: Sie ist fruchtbarer Nährboden für eine aufrichtige und anrührende Liedkunst, die in unseren Breiten nur noch ganz selten zu finden ist.

Kulturpass wellkomm!